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Streetart

Anton Göstl und die Kunst im Urbanen

Dass des Graffitis und des Asphaltbildes Ursprung das Christentum ist, scheint weit hergeholt. Ist es auch. Zur Streetart zählen bildnerische Kunstwerke an der Unterführung, der Hausfassade, dem Boden. Die Kunstgattung stammt aus Italien. „Heiligenbilder auf der Straße haben das arme Volk an der Prozession teilhaben lassen“, blickt Anton Göstl (60) – selbst Streetart-Künstler aus Teisendorf – zurück in die Renaissance. Die Klassengesellschaft von damals habe der unteren Schicht den Zutritt ins Gotteshaus verwehrt. „Die Madonnari haben für das Kirchengemälde auf der Straße eine Münze, ein Stück Brot bekommen.“ Sie hätten von der Hand in den Mund gelebt, erklärt Anton Göstl, der selbst eine Zeit in Rom gelebt hat, um dort seiner Leidenschaft nachzugehen. „Die Straßenkunst gehört zu Rom, zu Italien.“ Anton Göstl berichtet von Künstlern an hoch frequentierten Plätzen und von Wettbewerben der Streetart-Szene, zu denen er stets reist. Der Concorso dei Madonnari ist ein solch international angesehenes Event im Süden, in der Lombardei in Grazie bei Mentua wird ein weiteres ausgetragen „Die Wettbewerbe um die Straßenkunst gibt es seit rund 150 Jahren“, so Anton Göstl. Meist trügen sie Marienorte aus.

Die Teilnahme am namhaften Festival erfordert eine Bewerbung mit Skizze. Etwa 30 bis 150 professionelle Künstler dürfen teilnehmen. Anton Göstl ist stets dabei. Er ist in der Szene – auch in Deutschland. Das wohl bekannteste deutsche Streetart Festival in Blumberg findet statt. – auch dort malt er mit (Anmerkung der Redaktion: 2021 findet das Festival pandemiebedingt nicht statt.)

Der gelernte Eisenbahner als Streetart-Künstler lebt nicht wie die italienischen Madonnari vom Brot in den Mund. Er lebt von der Gage der Festivalteilnahme, vom Auftrag. Die Skizzen dafür arbeitet er im Atelier in Teisendorf aus. „Nebenbei jobbe ich als Fassadenmaler“, sagt er. Für die Kunst begeistert hat Anton Göstl ein Kunststudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, für das er sich eigentlich nur als Gaststudent eingeschrieben habe, um den Vorteil als Student zu nutzen. Und nach München sei er, um dort auf der Schlagzeugschule an seiner Karriere als Drummer zu feilen. „Ich habe mich einen großen Schlagzeuger werden sehen.“ Er schmunzelt. „Daraus ist nichts geworden.“ Neben Schlagzeugausbildung und Taxifahren als Nebenjob habe er ein paar Vorlesungen aus dem Kunststudium besucht, „um nicht aufzufliegen“.

Der Inhalt habe den jungen Anton Göstl gefesselt. Schnell habe er sein Talent fürs Zeichnen erkannt, sich das zu Nutze gemacht und den Job als Taxifahrer an den Nagel gehangen. Ein Ofenbauer aus München hat ihn eingestellt. „Ich habe Kachelofen entworfen.“ Mit Erfolg! Anton Göstl hat sich in der Branche einen Namen gemacht. „Ich habe auch für Ofenbauer in Augsburg gearbeitet.“ Er fügt hinzu: „All das vor der Zeit des digitalen Zeichenprogramms!“

Über den Ofenbau und ein paar Ecken ist Anton Göstl zur Straßenkunst gekommen. Doch warum ausgerechnet Straßenkunst? Warum, ein Kunstwerk erschaffen, das der Regen von der Straße wäscht? Anton Göstl erklärt, das Kunstwerk am Boden sei mitunter schlicht Fotomotiv. „Sobald die Zeichnung mit der Kamera festgehalten worden ist, kann der Regen kommen.“ Er schert sich nicht, dass das Jesusbild, das er in Grazie gezeichnet hat, die Wespe aus Blech, mit der er auf dem Streetart-Festival in Passau brilliert hat, oder der Salvador Dali, der auf dem Festival in Waldkirch bei Freiburg entstanden ist, der Regen weggewaschen hat. „Dafür gibt es den Fotoapparat!“ Eigens für die Linse bringt der Streetart-Künstler Bilder in 3-D zu Boden. „Auf dem Festival Nocera bei Neapel einen gefallenen Engel!“ Das bloße Auge sehe die 3-D-Zeichnung am Boden nicht räumlich. Die Fotolinse macht den 3-D-Effekt.

Anton Göstl lebt für das Kunstwerk auf der Straße, das der Regen wegwäscht und das die Fotolinse festhält. Das passt zu zum Leben als Künstler in den Tag hinein – für den Augenblick. Leibhaftige Streetart-Kunst!

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